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Hochsaison für Umzugsunternehmen im Sommer

In den Sommermonaten sind die Umzugsfirmen vor Ort stark ausgelastet. Kunden müssen oft bis zu sechs Wochen im Voraus einen Termin buchen, wenn sie zwischen Juni und August umziehen möchten. „Die Schulferien sind die Hauptumzugszeiten“, erklärt Matthias Bedürftig, der seit drei Jahrzehnten die Umzugsfirma Bedürftig GmbH leitet. Familien planen ihren Umzug meist parallel zum Schulwechsel der Kinder. Dies war auch bei dem bisher größten Privatumzug der Firma der Fall, die fast 30 Mitarbeiter beschäftigt. Von Frankfurt nach Frankreich zog ein Haushalt mit zehn Personen. Der Geschäftsführer erinnert sich daran, wie die Möbelpacker in Frankfurt eine Woche lang mit dem Verladen beschäftigt waren und dann eine weitere Woche in Südfrankreich. „Ich musste meine Mitarbeiter im Hotel unterbringen“, berichtet der 54-Jährige. Bei großen Aufträgen greift der Chef selbst zum Steuer des Möbelwagens. Das Hauptgeschäft des Familienbetriebs in Frankfurt besteht jedoch aus Umzügen von Single- und Zwei-Personen-Haushalten. „Die Leute ziehen um, weil sie versetzt werden oder beruflich aufsteigen“, beobachtet Matthias Bedürftig. Einige Kunden ziehen bereits zum dritten oder vierten Mal mit seiner Firma um. Der Frankfurter Immobilienmarkt generiert stetig neue Kundschaft. „Wenn der Wohnungsmarkt wächst, steigen auch die Umzugszahlen“, schlussfolgert Matthias Bedürftig.

Rund 180.000 Menschen in Bewegung

Laut städtischer Statistik zogen zuletzt 67.000 Menschen nach Frankfurt, während 56.000 die Stadt verließen. Innerhalb von Frankfurt suchten sich im Jahr 2014 fast 52.000 Einwohner eine neue Wohnung. Somit waren rund 180.000 Menschen in Bewegung. Diese Zahl steigt laut Prognosen der städtischen Statistiker weiter an. Diese Entwicklung spüren auch die örtlichen Umzugsunternehmen. Die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen wächst – ebenso wie die Anzahl der Wettbewerber auf dem Markt. „Von zehn Angeboten resultieren vielleicht drei Aufträge“, sagt Andreas Funke, geschäftsführender Gesellschafter bei Wahl & Co. Er beschreibt das Geschäft als „relativ konstant“ mit rund 1.000 Privatumzügen pro Jahr. Hohe Mieten sind laut seiner Erfahrung schlecht fürs Geschäft. „Die Leute bleiben so lange wie möglich in ihrer Wohnung, um höhere Mietkosten zu vermeiden“, stellt Funke fest. „Innerhalb der Stadt wird kaum noch umgezogen.“ Bei der Konkurrenz hingegen steigen die Auftragszahlen. Aufgrund der hohen Mieten ziehen viele Frankfurter ins Umland, beispielsweise nach Weilburg und Gießen, berichtet Stephan Hoffmann, Geschäftsführer der Fachspedition Hoffmann. Matthias Bedürftig verzeichnet Zuwächse von fünf bis zehn Prozent. Hoffmann meldet ebenfalls Wachstum: „Wir expandieren kontinuierlich.“ Anfangs bestand seine Firma aus ihm und seinem Schwager. Elf Jahre später beschäftigt er 70 Mitarbeiter und würde gerne noch mehr einstellen, wenn er qualifiziertes Personal fände. „Wir haben unglaublich viel zu tun“, erklärt er. Pro Monat absolvieren seine Mitarbeiter 200 bis 300 Umzüge.

Entwicklung neuer Wohngebiete

Die Erschließung neuer Wohngebiete wie Riedberg und Europaviertel kurbelt das Umzugsgeschäft an. „Als der Riedberg in Planung war, zog jeder zweite Umzug innerhalb Frankfurts dorthin“, erinnert sich Matthias Bedürftig. Heute ist es immer noch jeder siebte Umzug. „Man merkt auch, dass die EZB hier ist“, fügt er hinzu. Die Mitarbeiter der Europäischen Zentralbank, die 2014 einen Neubau am Main eröffnete, ziehen inzwischen in ihre Eigenheime und nutzen die Umzugsdienste seiner Firma.

Dramen und Seifenopern

Die meisten Aufträge erhalten die Umzugsunternehmen im Rhein-Main-Gebiet. Hier sind auch 50 der 70 Mitgliedsbetriebe des hessischen Fachverbands der Möbelspediteure ansässig. 80 Prozent der Umzüge finden innerhalb der Region statt, wobei Frankfurt, Offenbach und Neu-Isenburg die häufigsten Ziele sind. Bei der Spedition Hoffmann ging es schon einmal bis nach China. Mitarbeiter aus der Automobilbranche kehrten mit ihrer Familie von Frankfurt zurück. Mit den Erlebnissen in der Großstadt könnten Möbelpacker wie Stephan Hoffmann Bücher füllen. Er erzählt lebhaft von „dem einen Prozent“ der Umzüge, die „völlig aus dem Ruder laufen“ – Scheidungskriege, Wohnungsauflösungen, Rausschmisse – Dramen und Seifenopern sind keine Seltenheit. Ein Umzug musste fünf Stunden lang unterbrochen werden, weil sich die geschiedenen Eheleute im Keller darüber stritten, wer die Modelleisenbahn mitnehmen darf. Andere Aufträge müssen schnell erledigt sein. Eine Kundin fragte besorgt bei Hoffmann nach, ob der Umzug bis 15 Uhr abgeschlossen sei, da ihr 35-jähriger Sohn von der Arbeit zurückkäme. In der Zwischenzeit hatte die Mutter seine Sachen in ein neues Zuhause bringen lassen, das sie für ihn gemietet hatte.





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